Welche Eigenschaften werden durch den Sozialisationsprozess geprägt, was wird uns bereits in die Wiege gelegt? Eine Frage, die auch Genderforscher schon lange beschäftigt und bis heute nicht schlüssig beantwortet werden kann.
Die neueren Erkenntnisse der Neuroforschung legen zwar nahe, dass sich geschlechtsspezifische Unterschiede auch im Hirn manifestieren. Doch unabhängig davon, was reißerische Schlagzeilen kommunizieren, ist bis heute nicht geklärt, wie sich diese tatsächlich existierenden Unterschiede in männlichen und weiblichen Gehirnen auf das Verhalten auswirken.
Unstrittig scheint, dass sich die subtilen Differenzen in den Hirnstrukturen und -funktionen bereits im Mutterleib durch den Einfluss der Sexualhormone Östrogen und Testosteron ausbilden. So bestätigte sich in zahlreichen Studien, dass Frauen über ein größeres Einfühlungsvermögen verfügen und bessere Ergebnisse erzielen, wenn es um Sprachaufgaben und an Sprache gebundene Gedächtnisleistungen geht. Ebenso verifizieren Tests, dass Männer tendenziell aggressiver sind, ihr räumliches Vorstellungsvermögen und die Fähigkeit zur Systematisierung der Objektwelt dem der Frauen überlegen ist.
Zu beachten ist allerdings, dass auch in diesen Studien Ausnahmen die Regel bestätigen. Beispielsweise die gelernte KFZ-Mechanikerin, die auch männliche Teilnehmer auf die hinteren Ränge verwies, als es galt, Gegenstände mit einem Bagger zu manipulieren. Oder der weiche Männertyp, dessen soziale Kompetenz nicht hinter dem Einfühlungsvermögen der weiblichen Testpersonen zurückstand.
Als gesichert gilt nur, dass Hirnstrukturen und -funktionen zeitlebens veränderbar sind. Jedes Erlebnis hinterlässt Spuren. Je intensiver die Erfahrung, desto stärker ihre Auswirkung – wichtig zu wissen nicht nur für Neuromarketeers.
Vor diesem Hintergrund könnten die unterschiedlichen Verhaltensweisen allerdings ebenso auf Erziehung und Sozialisation zurückführbar sein. Bisher wurde z.B. noch nicht untersucht, welche Auswirkungen die unterschiedliche Pflege männlicher und weiblicher Babys auf das Gehirn hat.
Selbst der offensichtlichste Unterschied zwischen Männer- und Frauenhirnen – die Größe – brachte bisher keine tieferen Erkenntnisse. Zwar ist das männliche im Durchschnitt 10 bis 15 Prozent größer als das weibliche Denkorgan, doch damit sind keine Intelligenzunterschiede verknüpft. Stattdessen ist das größere Hirnvolumen wohl schlicht auf unterschiedliche Körpergrößen zurückzuführen.
Ungeachtet dessen, dass der kleine Unterschied im Alltag große Folgen haben kann – wissenschaftlich betrachtet steckt die Genderforschung auch nach den Studien der Neurowissenschaftler immer noch in den Kinderschuhen.
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