Schon grotesk, was uns da tagtäglich von den Medien um die Ohren gehauen wird. Nein, wir wollen hier kein Klagelied auf politische Verwerfungen und alternative Realitäten anstimmen.
Wir bleiben bei der einen Realität, die wir alle miteinander teilen. Zu der fraglos auch unsere persönliche Cyberwelt zählt. Die, die wir mit unseren digitalen Mobilgeräten bei uns tragen und ständig in den Händen halten. Die uns in Wahrheit aber selber in der Hand hat. Den einen mehr, die andere weniger.
Und nein, wir wollen hier und heute auch keine Filterblasen vermessen. Uns reicht ein kleines Zeitfenster von 24 Stunden, um einmal die bisweilen absurden Anreicherungen unseres Alltags in Augenschein zu nehmen und uns zu fragen: Sind wir den Unsäglichkeiten ausgeliefert, umarmen wir es gar? Wir dürfen vorweg nehmen: Nein, sind wir nicht. Und nochmals nein, tun wir nicht.
Datenströme und Sicherheitslücken
Doch was liegt an? Nun, zum einen die Erpresser-Software “Wanna Cry”, die rund um den Globus in einer Art digitalem Blitzkrieg Hunderttausende Rechner von Privatmenschen, Institutionen sowie Unternehmen befallen hat. Ein Erpressungstrojaner, der die eigenen Daten verschlüsselt und nur gegen ein Lösegeld (sinnigerweise in der Digitalwährung Bitcoin) wieder in einen verwendungsfähigen Zustand rücküberführt. Allerdings bleiben die Daten bisher auch nach Zahlung des Lösegeldes unerreichbar verschlüsselt.
Das Einfallstor für diese so genannte Ransomware war die Windows-Sicherheitslücke "EternalBlue". Geheimdienste wussten schon seit längerem von diesem Defizit und nutzten die Gunst der Ausspähstunde für ihre eigenen Umtriebigkeiten. Mit den bekannten Folgen. Zum Heulen, nicht wahr?
Dann teilt uns noch die Bundesbahn das Ende des Fahrscheins für ihre Kunden mit. Noch in der Testphase befindet sich eine Handy-App, die den Bahnreisenden automatisch überwacht und abkassiert. Abgesehen davon, dass Menschen ohne Mobiltelefon aufgeschmissen wären: Welche personalisierten Datenströme liefen dann bei der Bahn zusammen? Und die Datenwolke, die noch nicht gehackt wurde, muss erst noch kreiert werden.
“Sehnsucht nach dem Paradies”
Doch auch ohne Hack sind unsere digitalen wie mobile Alltagsbegleiter regelrechte Intensivtäter im Bezug auf generierte und abfließende Datenströme. Die Autoren Dirk Böttcher und Steffan Heuer werfen einen entlarvenden Blick auf den verborgenen Hintergrund, der uns bei unser Internetnutzung regelrecht einspinnt und unerbittlich ausliest. In ihrem Feature über Adbocker in der “brand eins”, sinnigerweise mit der Zeile “Adblock – Sehnsucht nach dem Paradies” überschrieben, protokollieren sie die ersten Millisekunden unseres Webbesuches:
„Wer heute eine Nachrichtenseite aufruft, setzt mit einem Klick unzählige Rädchen in einem flirrenden Hightech-Kosmos in Bewegung. Dort drängeln sich, vom Nutzer unbemerkt, professionelle Datensammler wie etwa Media-Agenturen oder Adtech-Firmen. Sie versteigern Werbeplätze in Auktionen, ermitteln Nutzerprofile, etwa Herkunft, Alter, Geschlecht und Vorlieben, verorten uns anhand des Kaufverhaltens in Kategorien und synchronisieren die Werbung auch gleich für unsere Mobilgeräte.“
Mit enervierenden Resultaten auf unseren Screens. Das Geschäftsmodell der Adblocker lebt von unseren Aversionen gegenüber Prozessen, die für uns allenfalls schemenhaft zu durchschauen sind:
„Gleichzeitig sind weltweit ein Dutzend oder noch mehr Firmen mit uns beschäftigt, und jede versucht, uns irgendetwas zu verkaufen, meist im Namen eines Dritten oder Vierten. Der Vorgang vollzieht sich in Millisekunden: Bevor die aufgerufene Website geladen ist, ist der ganze Spuk vorbei. Ist sie geöffnet, sehen wir dann so viel Werbung wie möglich, und zwar genau die, von der Algorithmen meinen, wir seien dafür die richtige Zielgruppe. Dutzende Skripte messen sogleich unser Verhalten, etwa ob die Anzeige auf dem Bildschirm lange genug sichtbar war, damit der Betreiber einige Cents dafür kassiert.“
Die Renaissance des Haptischen: “Digital Detox”
Gelangt die “virtuelle Errosion” an ihre Grenzen? Mit Gewissheit lässt sich dies noch nicht feststellen. Die Disruption in der Ökonomie sicher nicht. Unstrittig ist allerdings der Einbruch des atemberaubenden Tempos im Individualverhalten. Wir erleben ein regelrechtes Aufbegehren unseres mentalen Immunsystems.
Ablesbar auch an der Renaissance des Haptischen, das einen wesentlichen Anteil am Megatrend des des so genannten “Digital Detox” besitzt. “Raus aus der Cyberwelt, rein ins wirkliche Leben!” titelt dann auch der ZEIT-Autor Ulrich Stock: “Man kann hinschauen, wo man will: Das Analoge kehrt zurück. Alltagsgegenstände, die uns seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten begleiten, wecken unter jungen Konsumenten neues Interesse. Das Digitale, das alles Materielle zu verdrängen schien, stößt plötzlich an seine Grenzen.”
Und so tauchen sie wieder aus der Versenkung des Totgesagten auf und sind wieder Hip, die Insignien des wirklichen, des analogen Lebens: von der Gartenarbeit über Radfahren, Wandern über den Malbuch- und Buntstiftboom, die Rückkehr der Polaraidkameras bis hin zum Aufleben der Bücher, Vinylschallplatten und Brettspiele.
Haptik pusht Response
Eine Beobachtung, die auch für das Marketing greift: Die Renaissance des Haptischen, der multisensorischen Kommunikation sind Ausdruck des “Digital Detox” und gleichzeitig auch ihre Treiber. Vorzüglich beobachten und dokumentieren lässt sich dies auch bei physischen Mailings.
“Die Verbindung von starken visuellen Reizen mit haptischer Interaktion erhöht die Gehirnaktivität um das 10fache. Kurzum: Haptik pusht Response!
Die Bilanz für den Absender: mehr Aufmerksamkeit, stärkeres Interesse und höhere Gedächtnisleistung für seine Werbebotschaft.”
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