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Kunst & Hirnforschung

Die erste Neurowissenschaftlerin im Dienste eines Kunstmuseums

Kunst & Hirnforschung ©stapag

Wer die bildenden Künste liebt, schätzt meist auch Museumsbesuche als Inspirationsquelle. Ob für den geschulten Blick oder Nachwuchsaugen: Es gibt viel zu entdecken. Allerdings – von Ausnahme-Projekten abgesehen – wird dabei vor allem der visuelle Sinn adressiert.

Denn eine der Grundregeln lautet: „Bitte, nicht anfassen“. Dass Kunstschätze vor Übergriffigkeiten geschützt werden müssen, leuchtet selbst Laien ein. Obwohl z.B. bei Skulpturen aus Stein oder Marmor schwindet die Einsicht schon, wenn selbst ein zartes Streicheln mit den Fingerspitzen umgehend einen Wärter auf den Plan ruft.

Museen als Erlebniswelten

Auch wenn der Wunsch nach Berührung beim Gang durch eine Ausstellung unterdrückt wird: Ob Kunsthallen, Messestände oder Einkaufsstätten – inszeniert als multisensorische Erlebnisse ist garantiert, dass Besucher mehr Aufmerksamkeit spendieren, sich intensiver mit den Objekten beschäftigen und mehr behalten.

Erfahrungswerte, die Neurowissenschaftler längst mit zahlreichen Studien belegt haben: Je mehr Sinneskanäle synchronisiert eine Botschaft vermitteln, desto intensiver die Wirkung, unabhängig vom Kontext.

Kunst & Hirnforschung

Um die Erkenntnisse der Hirnforschung für die Kunstförderung fruchtbar zu machen, berief das Peabody Essex Museum (PEM), ansässig in Salem, Massachusetts, die Neurowissenschaftlerin Tedi Asher ins Team und bringt auf praktischer Ebenen Kunst und Hirnforschung zusammen. Eine Initiative, die insbesondere dem Engagement des CEO und Direktors Dan Monroe zu verdanken ist.

Entdeckt hat die Exotin in Museumsdiensten ein unermüdlicher Chronist der Hirnforschung – Roger Dooley – und sie für seinen Brainfluence Podcast interviewt.

Augenschmaus plus Audio-Info

Der rote Faden des Gesprächs: Wie kann man über den Betrachtermodus hinaus weitere Sinneserlebnisse in den Museumsbesuch integrieren?

Ein Komplementärmedium, das sich mittlerweile etabliert hat, sind Audio-Systeme mit Headsets, die den Besucher mit Informationen zu den gezeigten Kunstwerken versorgen.

Doch wie Dooley so treffend kommentiert: „... allerdings vermute ich, dass die Mehrheit diese Headsets nicht trägt, und das erscheint mir kein optimales Erlebnis zu sein. Ich denke, dass vermutlich jedes Kunstwerk eine Geschichte zu erzählen hat, aber die meisten Leute beschränken sich auf oberflächliche, kurze Blicke.“

Multisensorische Erlebnisse

Im PEM geht man weiter, zumindest werden immer wieder interaktive Erfahrungsmöglichkeiten und multisensorische Erlebnisse integriert. Beispielsweise hatten Besucher der Ausstellung zu Georgia O’Keeffe die Möglichkeit, die von ihr genutzten Stichtechniken und Muster auf entsprechenden Materialien für Kleidungsstücke, die sie entworfen hat, mit eigenen Händen zu fühlen.

In der aktuellen China-Ausstellung können Symbole auf prächtigen Gewändern mittels Scan-Technik decodiert werden. Die Einbindung digitaler Interaktionstechniken soll zukünftig ausgebaut werden.

Im Zeichen interaktiver Erkundung

Im Zeichen interaktiver Erkundung steht zudem das Arts and Nature Center des PEM, das sich insbesondere an Kinder und Familien richtet. Ein Thema, bei dem Dooley ins Schwärmen gerät und begeistert von einem Besuch des Museum of Science and Industry in Chicago berichtet, Jahre her und unvergessen.  

Der Kinderbereich habe ihm am besten gefallen. Dort warten zahlreiche Schubladen darauf, geöffnet zu werden und die Kleinen könnten Rehfell oder eine Bärentatze mit eigenen Händen spüren. „Das war so erfahrungsreich im Vergleich zu all den Glaskästen im Museum. ... So eine Erleichterung, in diesen Bereich einzutauchen. Glücklicherweise hatte ich zu der Zeit junge Kinder, und damit eine Entschuldigung, dorthin zu gehen und all diese sinnlichen Dinge zu tun. Es war großartig.“

Work in Progress

Wie Tedi Asher im Gespräch mit Roger Dooley immer wieder unterstreicht: Es gibt noch viel zu tun, inkl. interdisziplinärer Vernetzung zur Verhaltensforschung und Psychologie, und ihre von der Barr Foundation unterstützten neurowissenschaftlichen Studien am PEM seien nicht einmal zwei Jahre jung.

Auch ein ständiger Balanceakt, denn wie Asher betont, zirkelt das Team immer wieder um die Frage: „Wie können wir respektvoll mit Kunst umgehen und gleichzeitig Information bereitstellen, die wichtig ist, um die Besucher dabei zu unterstützen, mehr Verständnis und Wertschätzung zu entwickeln für das, was sie sehen.“

Zu den Studien, die weiter laufen oder noch in der Auswertung sind, gehören u. a. Methoden, um die Aufmerksamkeit zu stärken, z. B. indem um abschließende Bewertung gebeten wird, was spontan mehr Emotion wecke – Voraussetzung für alles Weitere. Oder welche Mischung bei Sammelausstellungen ideal ist. Wie erste Untersuchungen gezeigt haben, werden Portraits länger als Landschaftsmotive betrachtet.

Ebenfalls auf dem Radar: die so genannte „Museumsmüdigkeit“ – nach einer umfangreichen Ausstellung sind Besucher vor allem erschöpft. Inspirierte Köpfe wären besser!

Erlebnisse, die alle Sinne ansprechen

Dem können wir uns nur anschließen und empfehlen, auch Marketingaktivitäten mit multisensorischer Ansprache erfolgreicher zu gestalten. Ob Vertriebsmaßnahmen, vernetzte Kampagnen oder Mitarbeitermotivation – die Experten vom Multisense-Institut freuen sich darauf, Ihnen beratend und tatkräftig zur Seite zu stehen.

Metaphern wie „good/bad vibrations“, „Wie fühlst Du Dich“, „gefühlte Wahrheiten“, „vorfühlen“ etc. haben genau dort ihren Ursprung. Ein wichtiger Weg zu Gefühlsqualitäten führt über unsere Hand.

Sie vermittelt uns nicht nur sensorisch „verlässliche Information“, sondern „ein Gefühl der Gewissheit“. Beides markante Vorzüge unserer haptischen Werbebotschafter. Das sagen auch unsere Kunden.