Katherine Kuchenbecker ist Professorin für Maschinentechnik an der University of Pennsylvania – ihr Spezialgebiet: haptische Berührungstechnologien, ihr Beweggrund: die Faszination für den Tastsinn. „Er ist wirklich wichtig, involviert in jede physische Bewegung, jeden Handgriff, in alles, was wir tun.“
Denn er umfasst zwei Dimensionen: taktile Erfahrungen – alle Reize, die Millionen von Berührungssensoren in der Haut empfangen: Druck, Vibration, Konsistenz etc. – und kinästhetische Erlebnisse: Bewegungsempfindungen wie Position, Orientierung und Kraftaufwand des Körpers.
Die Schlüsselfrage für Katherine Kuchenbecker ist, wie man Technologien verbessern kann – beispielsweise die Interfaces von Computern und Maschinen –, indem man die Vorzüge des Tastsinnes nutzt. Wie ein Blick ins Labor der Universität Pennsylvania zeigt, haben Kuchenbecker und ihr Team bereits erste Antworten gefunden. Sie entwickelten beispielsweise ein Hand-Instrument, gefüllt mit vielen verschiedenen Sensoren, die Kraftaufwand, Bewegungsrichtungen und Vibrationen messen, wenn die Hand über einen bestimmten Stoff streicht.
Die gesammelten Daten werden in einen Tablet PC eingelesen und abgerufen, sobald man den Screen mit einem speziellen Touchpen berührt. So wird z.B. die Illusion geweckt, Baumwolle zu fühlen bzw. etwas zu berühren, was gar nicht da ist.
Eine Brücke auch zu Kommunikationsmedien, die stellvertretend nicht Berührbares wie Innovation, Kreativität oder abstrakte Qualitätsversprechen in Fühl-Erlebnisse verwandeln und damit glaubhaft spürbar machen.
Die Digitalisierung des Tastsinns wurde auf Haptography getauft und kann für alle Oberflächen realisiert werden. Eine Bereicherung z.B. beim Online-Shoppen oder interaktiven Museumsrundgängen, bei denen wertvolle Exponate nicht angefasst werden dürfen.
Weitere Beispiele aus der Forschungspraxis von Katherine Kuchenbecker und ihrem Team: Um Studenten der Zahnmedizin die händische Karieskontrolle via Instrument beizubringen, werden die Tastbewegungen eines erfahrenen Zahnarztes aufgezeichnet. Via Video, Touch Track und mit Infos gespeistem Kontrollinstrument können die Studenten das Gleiche fühlen wie zuvor der Spezialist. Laut Kuchenbecker eine einfache Technik, die noch viel mehr Potential für die medizinische Ausbildung bietet, aber auch digitale Spiele mit mehr Interaktivität und Freude ausstatten könnte.
Oder das Erlernen von Bewegungen, z.B. für bestimmte Sportarten an. „Ich denke, wir können Computer nutzen, um diesen Prozess effektiver und freudvoller zu gestalten.“ Sollen z.B. verschiedene Armbewegungen gelernt werden, können mit Kinect zunächst die richtigen Bewegungsabläufe gemessen und gespeichert werden. Auf der Screen erscheinen entsprechende Grafiken und Armmanschetten mit integriertem Motor geben haptisches Feedback, korrigieren z.B. mit sanftem Druck die Höhe des Armschwungs.
Laut Kuchenbecker erst der Anfang der Interactive Touch Technology, von der wir in Zukunft noch viel hören werden.