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Der Haptik-Effekt-Blog
von Touchmore

Der Trend zur Genusskultur im Kontext der Analogkultur

Die neue Kaffeekultur als Teil des Digital Detox

Der Trend zur Genusskultur ©stapag

Das Kulturgut Kaffee zählt wohl zu den Dingen unseres Lebens, das nicht durch die scheinbar allgegenwärtige Disruption bedroht ist. Ganz im Gegenteil. Kaffee ist Vertrauenswährung, haptisch-multisensorisches Ritual, Genussgarant.

Dem hatten wir bereits im ersten Teil unseres Kaffeblogs nachgespürt: Kaffee als multisensorischer Genussanker.

Doch der Trend zur Genusskultur signalisiert uns noch deutlich mehr. Der im ersten Blogteil beschriebene “haptische Doppeleffekt” - Umklammern des Kaffeebechers und Spüren der Wärme - wurde durch den “Coffee2go”-Lifestyle noch tiefer in uns verankert.

Der neue Kaffee-Lifestyle

Das alltägliche Straßenbild spricht haptisch-multisensorische Bände. Leider befeuert es auch die Müllberge der Pappbecher, was wiederum die Suche nach umweltfreundlichen Alternativen befeuert, nicht aber der Coffee2go-Kultur als solcher den Garaus macht.

Doch verrät unsere Kaffeekultur und der augenblicklich zu erlebende Wandel - weg von Kaffeekapseln & Co., hin zum entschleunigenden Aufbrühen - noch weitaus mehr über uns als haptisch-multisensorische Wesen.

Soziokulturell folgte auf die erste Kaffeewelle des Instantkaffees die zweite von Starbucks ausgelöste Welle. Starbucks verzichteten auf Mischungen und verlegten sich als erste auf den Kaffee nur einer Bohnensorte, in diesem Falle Arabica-Sorten.

Die dritte, aktuelle Welle wiederum wird getragen durch Szenecafés und so genannte Dripster-Läden, die einen neuen Kaffee-Lifestyle definieren „zwischen Espressi und Filterkaffee aus edelsten Bohnen“.

Der Trend zur Genusskultur im Kontext der Analogkultur

Der in London lebende deutsche Fotograf Horst A. Friedrichs hat den Schauplätzen und Treibern der dritten Welle einen aktuellen Bildband gewidmet. In einem Gespräch mit Spiegel Online sieht er den Trend zur Genusskultur im Kontext mit der Rückbesinnung auf die Analogkultur und damit auch auf eine haptisch-multisensorische Kultur.

„Es ist Teil eines Lifestyles, eine Subkultur mit Hang zu Nostalgie, wie bei Polaroid oder Vinyl. In Florenz bauen sie sogar Maschinen aus den Fünfzigern nach. Auch wenn ich das Wort Manufaktur nicht mehr hören kann: Diese Art der De-Industrialisierung ist für junge Leute interessant als Investment, sie ziehen ihren eigenen Betrieb auf und produzieren bessere Produkte in kleineren Margen.“

Multisensorischer Paradigmenwechsel

Produktqualität, Nachhaltigkeit und demzufolge Transparenz bilden das Fundament: „Das Bewusstsein für Qualität und Nachhaltigkeit wächst: Statt dieser Kapseln, die die ganze Welt verpesten, trinkt man Kaffee, bei dem man vom Strauch bis zur Tasse weiß, wo er herkommt.“

Friedrichs sieht uns im Vorhof der vierten Welle, die aus den Szeneläden heraus auf eine Breitenwirkung abzielt: „Man will raus aus der Nische. Es soll eine Kennerschaft wie beim Wein entstehen, sodass der Joe von nebenan sagt: Ich kaufe jetzt nicht mehr bei Tchibo, sondern bestelle bei der und der lokalen Rösterei.“

Eine Kaffeekulturrevolution, ein multisensorischer Paradigmenwechsel, die Rückkehr der Kaffeehauskultur. Passend dazu auch der Sammelbegriff für die Dripster-Läden als „Slow Bars“: Entschleunigung. Sinnlicher Genuss als Digital Detox, Genusskultur als ein wichtiger Teil der Analogkultur.

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