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Der Haptik-Effekt-Blog
von Touchmore

Die „Berührt – Verführt“ Ausstellung

Was macht Werbekampagnen unvergesslich?

Berührt – Verführt © Museum für Kommunikation Frankfurt

Ein spannendes Kapitel Kulturgeschichte: Seit dem 2. Oktober zeigt das Museum für Kommunikation Frankfurt rund 50 ausgewählte Kampagnen von der Nachkriegszeit bis heute.

Die Wechselausstellung „Berührt – Verführt. Werbekampagnen, die Geschichte machten“ konzentriert sich auf Erfolgsbeispiele aus der Bundesrepublik Deutschland und integriert auch einige Exponate aus DDR-Zeiten. Zum internationalen Vergleich lädt das Kino mit Cannes-Highlights.

Die „Berührt – Verführt“ Ausstellung

Der chronologische Rundgang mit neun Stationen beginnt mit dem Comeback populärer Marken in den 50er Jahren, wie z.B. Persil mit der weißen Dame, allerdings im modischen Kleid der neuen Zeit, und nutzt Werbe-Meilensteine der folgenden Dekaden als roten Faden: u.a. „sexy-mini-superflower-pop-op-cola – alles ist in Afri-Cola“, die blumigen Plakate der Grünen mit Peace-Zeichen und Regenbogen aus den Gründerjahren, die Schockmotive von Benetton Anfang der 90er – eine Serie, die von der schwarzen Ente im Ölteich bis zur blutigen Kampfmontur eines erschossenen kroatischen Soldaten Skandalmotive lieferte, die weit über den Werbebereich hinaus diskutiert wurden.

Die Entdeckungsreise führt über 350 Plakate, Anzeigen, Objekte, Filme und Interviews, die auch zahlreiche Einblicke in den Hintergrund und in die Werkstätten der Werbemacher geben.

Den Erlebnischarakter vertiefend, werden Führungen und Workshops für verschiedene Publikumsgruppen angeboten, die BesucherInnen können für ihre Lieblingskampagnen voten oder an einer Station mit Eye-Tracking und Emo-Scan hautnah testen, welche Reaktionen Werbung schon unbewusst bei ihnen wachruft.

Der Wandel der Werbung

Gleichzeitig werden so auch die neusten Trends im Marketing transparent. „Auf dem Weg in die Zukunft“ wird vermittelt, wie die Medientechnologie zum Wandel der Werbung beiträgt: von den großen Kampagnen für breite Zielgruppen hin zu individueller Werbung, verknüpft mit Ortungsdienst aufs Handy.

Die übergeordnete Frage der Ausstellung lautet: Warum verankern sich manche Werbebilder und Slogans im kollektiven Bewusstsein, während die meisten Kampagnen nur vorüberrauschen?

Als einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren gilt, den Zeitgeist zu spiegeln – Botschaften zu formulieren und Bilder zu senden, die aktuelle Befindlichkeiten und Bedürfnisse treffen.

Doch es gibt noch einen weiteren ausschlaggebenden Wirkungsfaktor – emotionale Ansprache, die es versteht, die Sinne des Empfängers zu wecken.

Hoch emotionale Werbewelt

Ein Aspekt, den Werber mit dem richtigen Feeling schon lange umsetzen und der von den Erkenntnissen der Hirnforschung bereits seit den 90er Jahren belegt wird: Im Alltagsgeschehen mit seiner Infoflut entscheiden wir vorrangig intuitiv – unbewusst von sinnlichen Signalen geweckte Emotionen und Assoziationen geben den Ausschlag, ob wir positiv auf eine Werbung reagieren oder nicht.

So taucht man als Besucher der Ausstellung mit dem programmatischen Titel „Berührt – Verführt“ auch in eine hoch emotionale Werbewelt ein.

Die glückliche Hausfrau auf dem Fewa-Werbeplakat streckt ihre erwartungsfrohen Arme bis über den Rand der Seifenpulverpackung; für die Kampagne zur Postleitzahlenumstellung wirbt eine sprechende Hand; eine superdynamische Lederamazone hat den Betrachter in Blick und Griff, während sie hinausposaunt: „Geiz ist geil“; die Telekom meint, dass besondere Geschichten auch 2014 das beste Netz verdienen und schickt einen Freudensprünge vollführenden Best Ager – nur bekleidet mit einem rosa Tutu – ins Rennen um die Gunst des Publikums ...

Hier wirkt nicht nur die visuelle Kraft, in Spots flankiert von emotionalem Sound, sondern insbesondere auch der komplexe haptische Sinn. Schon der Anblick von Bewegungen, Gesten und Berührungen aktiviert unbewusst den Tastsinn und seine Qualitäten für erfolgreiche Werbung: erhöhte Aufmerksamkeit, Glaubwürdigkeit und tiefere Verankerung der Botschaft, mithin besseres Erinnerungsvermögen.

Die Ausstellung in Frankfurt ist noch bis zum 28. August 2016 zu sehen und zu erleben.

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