Die Feinfühligkeit der Fingerbeeren fasziniert selbst Forscher. Neurowissenschaftler des KTH Royal Institute of Technology in Stockholm fassten ihre Erkenntnisse zur Tastsensibilität in ein einprägsames Bild: Wären unsere Finger so groß wie die Erde, könnten wir beispielsweise noch den Unterschied zwischen Häusern und Autos ertasten.
Ein Talent, das uns im Alltag selten bewusst wird. Ganz anders bei Menschen mit Sehbehinderung. Um sich in der Welt weiter zurechtzufinden, schärfen sie neben dem Gehör vor allem den Tastsinn – je stärker er trainiert wird, desto bewusster werden seine Spürfähigkeiten.
Behinderung als Begabung
In der Taktilographie wird der überlegene Tastsinn sehbehinderter Frauen genutzt, um Brustkrebs – die häufigste Krebsart beim weiblichen Geschlecht – frühzeitig zu erkennen und damit die Heilungschancen zu erhöhen.
Die Initiative „Discovering Hands“ bildet Frauen mit Sehbehinderung zu Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen (MTU) aus und engagiert sich für die Etablierung der Taktilographie als ergänzende Diagnoseform.
Wirksamkeitsstudie in Österreich
Ihr Gründer und Geschäftsführer Dr. med Frank Hoffmann, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, hat in Deutschland schon viel bewegt: Bereits zwölf Krankenkassen übernehmen die Kosten und 30 Kliniken sowie Praxen bieten diese Methode zur Früherkennung von Brustkrebs an.
Jetzt wird das Engagement auf Österreich ausgeweitet. Mit Genehmigung des Gesundheitsministeriums führt Discovering Hands unter der Leitung von Dr. Michael Medl eine Wirksamkeitsstudie durch. Ziel ist es, dem Berufsbild der MTU auch im Alpenland zur offiziellen Anerkennung zu verhelfen. Für Teilnehmerinnen der Studie ist die Tastuntersuchung kostenfrei – auch Unterstützerinnen sind herzlich willkommen!