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Der Haptik-Effekt-Blog
von Touchmore

Gesundheit durch Technologie - "Little Data" am eigenen Körper

Gesundheit durch Haptik? (Bild: Wort & Bild Verlag)

Das 18. International Health Forum in Saarbrücken thematisierte eine sehr wichtige Entwicklung im Gesundheitswesen: "Smart Health Services" im Internet der Dinge. Hat das Internet der Dinge das Potential, unser Leben zu verändern?

Was bedeutet eine grenzenlose Kommunikation und Interaktion für den Menschen? Welches Businesspotential birgt das Internet der Dinge für das OTC-Pharmageschäftsmodell?

Diese Fragestellungen wurden aus vier verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Neben meinem eigenen Vortrag brachten Experten aus England, der Schweiz und Deutschland ihre Ideen auf den Tisch.

Was ändert sich für den Gesundheitsbereich? Welche Geschäftsmodelle sind erfolgversprechend? Ist die technische Umsetzung möglich oder stellt sie uns vor Probleme?

Daten plus Konnektivität plus Real-Time-Feedback

Die Keynote zum Thema "The Internet of Things - Was bedeutet grenzenlose Kommunikation für den Menschen? Strategische Implikationen einer neuen Dialog-Dimension im Gesundheitsmarkt" hielt David Rowan, seines Zeichens Herausgeber des WIRED Magazine UK. Rowan lenkte den Fokus auf den technischen Fortschritt und konstatierte, dass es zukünftig möglich sei, Millionen von Geräten mit Millionen von Menschen zu verbinden.

"Das erlaubt uns, Daten zu einer beispiellosen Rate in Echtzeit zu sammeln". Der Mensch bekomme Feedback in Echtzeit und könne selbst auf seinen Körper achten. "Ich glaube, dass Daten plus Konnektivität plus Real-Time-Feedback das Individuum dazu befähigen und ihm die Verantwortung für seine Gesundheit übertragen.“

Im Anschluss beleuchtete Prof. Dr. Wolfgang Wahlster, Vorsitzender des Vorstandes des Deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz, das Thema "Smart Health Services im Internet der Dinge - Case Studies, fiktive Modelle und deren OTC-Ertragspotentiale". So gebe es das Internet der Dinge bereits seit zehn Jahren, es habe aber immer an der technologischen Umsetzung gehapert.

Auch die "Dinge" müssen sich gegenseitig verstehen

Das einzige bislang ungelöste Problem: Die "Dinge" müssen sich gegenseitig verstehen. Dafür benötige man internationale Standards, damit nicht nur Bits und Bytes ausgetauscht werden, sondern auch Inhalte. Erst dann sei es möglich, dass technische Gadgets effizient zusammenarbeiten und der eigenen Verhaltensregulierung zuarbeiten.

Einige dieser Gadgets brachte Dr. Tim Schwartz mit, Senior Researcher am Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz. Neben "Klassikern" wie dem Smartphone gebe es bereits Armbänder, die unseren Schlaf überwachen, und Waagen, die unseren Gewichtsverlauf per WLAN aufzeichnen und auswerten. Unser Körper werde auf diese Weise ständig getrackt, analysiert und die Daten anschließend ausgewertet.

Nach dieser kleinen Exkursion erläuterte Prof. Dr. Thomas Gauthier, Professor für Strategie an der Haute école de Gestion in Genf, "Neue Geschäftsmodelle für die OTC-Pharmaindustrie im Kontext der 4P-Medizin und dem Internet of Things". Sein sogenanntes 4P-Medizinmodell ist ganzheitlich orientiert, bezieht sich also auf den gesamten Körper.

Die vier P: predictive (voraussagend), preventive (vorbeugend), personalized (individuell) und participatory (teilnehmend). Das Sammeln von Daten über sich selbst nennt Gauthier "Little Data". Apple und Google seien bereits in diesen Markt vorgedrungen und die OTC-Pharmaunternehmen wären gut beraten, Allianzen mit den Software-Giganten zu bilden. Das große Ziel: enger Kundenkontakt.

Der haptische Mensch im Zentrum des OTC-Marketing

Mit dem Thema "Kontakt" beschäftigte sich auch mein eigener Vortrag "The Power of Touch versus digitale Revolution? - Der haptische Mensch im Zentrum des OTC-Marketing". Im Zuge erfolgreicher Verkaufsförderung wird es unvermeidbar sein, den Menschen als multisensorisches Wesen zu berücksichtigen, denn die digitale Revolution hat die menschliche Evolution nicht überholt, auch wenn es vielerorts behauptet wird.

Das lässt sich schon an der Begrifflichkeit "Internet of Things" ablesen, der zunehmenden Greifbarkeit von digitalen Informationen. Die Vergegenständlichung des Internets drückt eines unserer essentiellsten Bedürfnisse aus: den Wunsch nach Körperlichkeit.

Diese Feststellung lässt sich ohne weiteres auf die Pharmaindustrie übertragen, in der abstrakte Nutzenversprechen an der Tagesordnung stehen. Mit haptischem Marketing kann man diese Versprechen greifbar machen und das schafft mehr Wertschätzung gegenüber der Leistung und am Schluss natürlich auch mehr Kaufbereitschaft.

Ralf Denda, Persönlicher Referent des Hauptgeschäftsführers ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände), zeigte sich im Anschluss an meinen Vortrag begeistert: Haptik ist ganz, ganz wichtig. Der Impuls ist wirklich sehr groß, das muss ich sagen. Das ist auch genau das, was man selber vorher schon gedacht hat. Das Ganze funktioniert nur, wenn man etwas auch begreifen kann und dazu gehört das Ergreifen dazu, ganz klare Angelegenheit. Ich fand es sehr gut, wie er das aufgeschlüsselt hat“.

Das Internet of Things bietet unergründliche Möglichkeiten zur Erforschung des eigenen Körpers. Wir sind in der Lage, Daten über uns selbst zu sammeln, sie auszuwerten und aktiv Einfluss auf unsere Gesundheit zu nehmen. Zur erfolgreichen Etablierung dieser Idee liegt es nur nahe, die Urinstinkte des Menschen anzusprechen und ihn haptisch für seinen Körper zu begeistern.

Wenn das gelingt, dann werden erstaunliche Erkenntnisse auf uns zukommen. Sie öffnen uns einen neuen Markt, der dem wichtigsten unserer Besitztümer in die Karten spielt - unserer Gesundheit.

Ein guter Video-Zusammenschnitt zu den Vorträgen des Health Forum bietet Interessierten weitere Einblicke.