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Der Haptik-Effekt-Blog
von Touchmore

Haptik: Ich fühle, also bin ich

Ohne menschliche Berührungen würden wir verkümmern. Emotional und kognitiv. Babys brauchen Hautkontakt, damit ihr Gehirn ausreift. (Bildquelle: Fotolia)

Berühren, begreifen, behalten – der taktile und der Bewegungssinn gehen Hand in Hand, gemeinsam werden sie von der Wissenschaft als haptischer Sinn bezeichnet. Die Begriffe deuten zudem auf die enge Beziehung zwischen der sinnlichen und der kognitiven Dimension. Der bekannte Hirnforscher und Neurowissenschaftler Prof. Manfred Spitzer bringt es so auf den Punkt: „Die Hand denkt mit“.

Bereits der Einzeller ist Haptikexperte und tastet sich durch seine Lebenswelt. In der Differenzerfahrung von innen und außen sieht der Haptikforscher Prof. Martin Grunwald erste zarte Keime für das Bewusstsein seiner selbst.

Auch in der menschlichen Entwicklung scheint sich dieser Sinn als erster zu regen und uns als letzter zu verlassen. Bereits nach acht Wochen reagiert der Embryo auf Berührungen, mit 12 Wochen nuckelt er am Daumen und nach 26 Wochen greift er z.B. nach der Nabelschnur. Berührungs- und Tastempfindungen prägen uns schon im frühesten Entwicklungsstadium. Die Haut ist das größte Sinnesorgan des Menschen.

Als Kleinkinder begreifen wir die Welt noch im wahrsten Sinne des Wortes. Wie fühlt sich ein Ding an? Ist es hart oder nachgiebig, schwer oder leicht, groß oder klein? Was kann man damit tun? Ebenso speichern wir die für uns lebenswichtigen Berührungen enger Bezugspersonen ab und versehen sie mit Bedeutung; das wichtigste Bewertungskriterium: angenehm – unangenehm.

Jede Berührung und jede Bewegung wird mit spezifischen Emotionen, Reaktionsmustern und Assoziationen verknüpft, aus denen haptische Codes entstehen: beispielsweise „warm + weich“ = „geborgen + harmonisch“, „kalt + rau“ = „abweisend“ und „unruhig“ ... In der Folge entfalten sie ihre Wirkung, sobald das entsprechende haptische Signal bei uns anlandet – unbewusst und blitzschnell. Das Emotionszentrum des Gehirns verarbeitet Informationen 200 Mal schneller als das denkbegabte Stirnhirn.

Diese Muster prägen uns auch als Kunden. Alle haptischen Signale, die Produkte, Verpackungen, Verkäufer oder Werbematerialien aussenden, werden von uns unmittelbar übersetzt und rufen auch unbewusst entsprechende Reaktionen hervor. Die Qualität vieler Produkte muss den Fühltest bestehen – ob Banane, Smartphone oder Autopolster. Denn wir können uns nicht verfühlen. Die Hand bleibt unser Prüf- und Qualitätssinn. Sie erfüllt die existenzielle Aufgabe, sich der Realität zu vergewissern, die materielle Welt zu begreifen und zu manipulieren. Ebenso hohen Stellenwert hat der haptische Sinn für unser soziales Leben – schon ein Händedruck sagt mehr als 1.000 Worte.

Weiterführende Infos

http://www.multisense.net/praxis/interviews/