Zum Ende des vergangenen Jahres hat Rainer Moritz ein kleines Bändchen vorgelegt, in dem er Abschied von seinem Vater und übergreifend von dessen Generation nimmt: „Mein Vater, die Dinge und der Tod“.
Schon der Titel setzt das Thema: Es geht um die ansteckende Berührung, um die Botschaften der Objekte. Genauer: um die Magie der Dinge, in diesem Fall um die Objekte und Gegenstände, mit denen sich sein verstorbener Vater umgeben, inmitten derer er gelebt hat. Eine dingliche Wohngemeinschaft gewissermaßen, vom Mobiliar über Nippes und Souvenirs bis zu Zeugnissen der DIY-Kultur.
“Haptische Rückschau”
FAZ-Rezensent Oliver Jungen begibt sich bei der Buchlektüre gemeinsam mit dem Autor auf „die materielle Spur, die ein geliebter Mensch hinterlässt“. (Magisch) aufgeladen mit Erinnerungen, „…gruppieren sich die trauernden Dinge noch eine Weile um eine abwesende Mitte, wie um ein Nachbild festzuhalten. Sie halten Ehrenwache. Besser also, man lässt sich darauf ein und schmeckt den Erinnerungen nach“.
Und so gerät die Begegnung mit den nunmehr verwaisten Gegenständen zu einer melancholisch-aufklärerischen Retrospektive, zu einer “haptischen Rückschau”, wie sie auch Kennzeichen alle Memoiren ist: „Dinge spielen in allen Memoiren eine zentrale Rolle, weil sie das Vergehen der Zeit dokumentieren.“
Haptische „Dignität“
Es ist die durch Berührungen und physische Verbindung eingespeicherte haptische „Dignität“ der gegenständlichen Welt, die jede Generation für sich neu erkunden muss – wenn man sie denn lässt, Stichwort Digitalisierung des Lebens.
Nicht von ungefähr misst Oliver Jungen der geordneten Dingwelt, „… wo alles an seinem Platz war, wo die Dinge des Lebens sich behaupteten gegen alles, was sich draußen in der Welt tat …“, auch eine besondere Schutzfunktion zu. Das ist geradezu ein menschliches Urbedürfnis.
Was ich nicht berühren kann, bleibt in einer diffusen Wertigkeit
Das wiederum gilt nicht nur für den Nachlass der Menschen, die wir verloren haben, sondern auch für uns Zurückgebliebene mit unseren eigenen Dingwelten, in die wir vielleicht nun das eine oder andere magische Objekt als „Erbstück“ integrieren und mit unseren eigenen Erinnerungen und Bezügen aufladen. In einer entdinglichten Welt wird das natürlich zusehends schwieriger.
In meinem Blog Haptisch statt praktisch habe ich es einmal so formuliert: „Was ich nicht berühren kann, bleibt hingegen abstrakt und in einer diffusen Wertigkeit. Oder, wie es Sebastian Herrmann mit Blick auf die Magie der Dinge trefflich beschreibt:‚Ein altes Buch, eine alte LP können Zustände süßer Melancholie wecken; das schafft keine alte Datei.‘
Der Übertrag auf unsere interaktive Produkterfahrung
Das lässt sich auch verlustfrei auf unsere interaktive Produkterfahrung übertragen. Letztere ist wichtiger denn je in einer stereotyp verpackten und digital abstrakten Warenwelt. Schon mit dem ersten Griff werden Besitzwünsche in uns geweckt, die zugleich den Wert des Produktes steigern.
Hält das Tastererlebnis, was die erste Berührung verspricht, ist ein, wenn nicht der entscheidende Schritt zur Kaufentscheidung getan. Ihre Neugierde ist geweckt? Dann lesen Sie doch gleich einfach weiter: In unserem kostenloses Whitepaper „Hapticals - Multisensorische Markenbotschafter“ entdecken Sie alles zur besonderen Beziehung von Mensch und Objekt sowie über die besondere Rolle der Hand – wie sie unsere Wahrnehmung, unser Denken und unser Verständnis der Welt prägt.