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Der Haptik-Effekt-Blog
von Touchmore

„Hip und haptisch lesen“

Print bleibt unverzichtbar

Hip und haptisch lesen © stapag

Neulich in der gut besuchten Bahnhofsbuchhandlung: überall Tische, voll gepackt mit Bestsellern – Liebesromane, Krimis, Ratgeber für all die Herausforderungen des modernen Lebens ... meterlange Regalwände, gespickt mit Zeitschriften, von anspruchsvollen Politmagazinen bis zu Lifestylegazetten in jeder Tonart, dazu eine schillernde Auswahl an Spezial Interest Publikationen – kaum ein Interessensgebiet oder Hobby, das nicht von leidenschaftlichen Verlegern mit einem haptischen Lesemedium begleitet würde, und sei die Auflage noch so klein.

Sie spiegeln eine durchdifferenzierte Gesellschaft, in der es von Subkulturen wimmelt. Zugleich präsentieren sie sich als greifbarer Gegentrend zur expandierenden digitalen Welt und ihren Smartphone-Jüngern, deren Augäpfel an der Mini-Screen kleben, ob unterwegs im Bahnhofsgetümmel oder im Zugabteil.

Der Aufschwung, den die Buchhandlungen vor Ort bereits seit der großen Krise 2008 erleben, hat sich verfestigt. Der Komplementärtrend zum haptischen Lesemedium blüht sogar weiter auf, und das nicht nur bei Best Agern, sondern quer durch die Altersstufen.

Hip und haptisch lesen

In der jungen alternativen Kulturszene mit Trendsetterpotential gilt Print mittlerweile als „hip“ und „indie“, als Gegenpol zum digitalen Mainstream-Infokonsum. Aktuelles Beispiel: eine Podiumsdiskussion, veranstaltet von HerausgeberInnen haptischer Literaturmagazine in einer der angesagtesten Locations von Berlin, dem Kater Blau. Publikum: rund 100 Gäste plus/minus 30 Jahre.

Initiator war das Berliner Literaturmagazin „Sachen mit Wörtern“, Auflage jeweils 250 Exemplare, Preis: 3,50 Euro – nicht kostendeckend, was man u.a. mit Crowdfunding und Soli-Partys kompensiert.

Mitherausgeberin Anneke Lubkowitz unterstrich in ihrer Keynote. „Printprodukte werden gerade wiederentdeckt. Das ist die Gegenbewegung zur Digitalisierung.“ Mit ihrem Magazin, das Literatur als Prozess und nicht als Produkt begreift, will sie der Kurzlebigkeit flüchtiger digitaler Information entgegenwirken.

Komplexes Wissen vs. Info-Bits

Der Aspekt nachhaltige Wissensvermittlung zählt zu den Bollwerken, die Online & Co. nicht stürmen können. Mittlerweile belegen zahlreiche Studien, dass wir nach wie vor von archaischen Mustern geprägt werden. Für Verständnis- und Lernprozesse  sind haptische Erfahrungen essentiell, sie stärken Aufmerksamkeit und Verständnis, erhöhen das Aufnahme- und Erinnerungsvermögen.

Wie der Gehirnforscher und Neuromarketer Hans-Georg Häusel zusammenfasst, arbeitet unser Hirn bei der schnellen Informationsbeschaffung im so genannten Ziel-Modus – die Geschwindigkeit, mit der wir digital die gewünschte Auskunft erhalten, löst einen Belohnungseffekt aus, aktiviert allerdings auch Stressgefühle.

Im Gegensatz dazu schaltet das Gehirn bei der Informationsvermittlung via Print auf „Flanier-Modus“ – das Gelesene wird subtiler und mit Tiefgang verarbeitet.

Auch für Häusel ist Print Bildungsgrundlage. „Wenn das Kind wirklich verstehen will, dann braucht es Print ... Kein Faktor determiniert den späteren Erfolg im Leben eines Menschen stärker als die Frage, ob die Eltern Bücher zu Hause haben oder nicht. Je geringer das Bildungsniveau, desto mehr herrschen digitale Medien vor, die nur der Informationsaufnahme dienen, aber nicht der Informationsverarbeitung.“

Vor diesem Hintergrund eine erfreuliche Entwicklung, dass Kinder nach wie vor auf gedruckte Bücher stehen, insbesondere auch die Vielleser unter ihnen – ungeachtet dessen, dass die Kinderzimmer mit digitalen Tools bevölkert und eBooks ohne Ende erhältlich sind.

Die Vorteile haptischer Bücher wissen ebenso Studenten zu schätzen. So kommt eine US-Studie aus dem Jahr 2014 zu dem Ergebnis, dass 87 Prozent der Umfrage-TeilnehmerInnen Studieninhalte vorzugsweise via Print lesen und lernen.

Interessant auch die angegebenen Gründe, die einmal mehr empirisch unterlegen, was Hirnforscher auf Basis von Studien konstatieren. Zu den Vorzügen von realen Büchern zählen für die US-Studenten: das wohltuende und Vertrauen erweckende Gefühl, etwas in Händen zu halten; man liest sorgfältiger, statt über den Text zu fliegen; beim Leseprozess wird intuitiv eine physische Karte angelegt, so dass man sich besser erinnert, wo was steht.

Darüber hinaus schalten sich haptische Bücher nicht ab, weil der Akku schlapp macht, sie machen keinen Sound und verführen nicht zu Parallelaktivitäten, wie z.B. online zwischendurch mal einen Social Media Kanal besuchen und die neusten Fotos eines Freundes zu liken.

Offline meets Online

Zwar wird die wieder und weiter florierende Printwelt gerne als Gegentrend zur digitalen Infosphäre bezeichnet, doch die Zeichen stehen vorrangig auf Versöhnung: Es gilt, die Vorzüge von off- und online zu verbinden.

So betont Lubkowitz bei aller Vorliebe für Gedrucktes: „Wir profitieren ja vom Internet, erreichen darüber viele Leute, sogar eine Onlineausgabe ist erhältlich.“

Auch Häusel empfiehlt keine Online-Abstinenz, sondern bereits dem Nachwuchs zu vermitteln, welches Medien für welches Informationsbedürfnis am besten ist: „Ein Kind sollte lernen, ein Smartphone für schnelle Informationsbeschaffung zu nutzen. Wenn die Information etwas tiefer gehen soll, kommt das Tablet in Frage. Aber wenn das Kind wirklich verstehen will, dann braucht es Print.“

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