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Der Haptik-Effekt-Blog
von Touchmore

Mehr Durchblick im Berufsalltag - Schlüsselerkenntnisse der Neuroforschung

Jonglieren und Spiegelneuronen (Bildquelle: Multisense Institut)

So komplex die Materie der Neuroforschung ist – einige Kernergebnisse lassen sich auf den Punkt bringen. Robert Jeffrey destilliert in seinem lesenswerten Blogbeitrag „Five neuroscience concepts you need to understand“ Erkenntnisse der Hirnforschung, deren Praxistauglichkeit für die Arbeitswelt: Mitarbeiterführung, -motivation und Entscheidungsprozesse evident sind.

Er beginnt mit der Tatsache, dass unsere Gehirne zeitlebens veränderbar sind. Lange Zeit ging die Forschung davon aus, dass der Entwicklungsprozess unserer grauen Zellen abgeschlossen ist, sobald wir Anfang 20 sind.

Diverse Studien später gilt hingegen als gesichert, dass die Plastizität unseres Hirns keine Frage des Alters ist. Die Ausbildung neuer Verbindungen zwischen den Neuronen mag bei älteren Semestern länger dauern als bei der Millennium-Generation, doch die Lernfähigkeit bleibt bestehen.

Wie der Psychologe Gary Luffman unterstreicht, ist damit auch die Möglichkeit gegeben, das Hirn zu trainieren: „Falls Sie positiver werden wollen oder sich neue Perspektiven aneignen möchten, denken Sie lange und intensiv darüber nach.“

Kontinuierliche Denkübung macht hier den Meister, denn unsere Gehirne unterscheiden nicht zwischen rein denkerischer und tatsächlicher Tätigkeit. In Tests wurde z.B. festgestellt, dass auch imaginiertes Gewichtheben die Muskeln wachsen lassen kann.

Wer mentale Grenzen erweitern will, dem empfiehlt die Neuroforscherin Liz Gould insbesondere, Jonglieren zu lernen, was wir aus unserer Agenturpraxis nur bestätigen können.

Kontraproduktive Limits werden auch durch die so genannte „egozentrische Einseitigkeit“ gesetzt, sprich wir halten unsere Meinung für die richtige. Wie Jeffrey anmerkt, glauben 94% der Menschen, einen überdurchschnittlichen IQ zu haben.

Das Problem beim Unterrichten oder Coachen: Wir schenken nur denjenigen Leuten Aufmerksamkeit, die auf unserer Linie sind oder von denen wir es vermuten.

Doch Egozentrik ist der natürliche Feind der Empathie. Fragt sich, wie man z.B. Mitarbeiter verständnisvoll führen, motivieren und belohnen soll, wenn man nicht in der Lage ist, sich in sie hineinzuversetzen.

Ein Tipp vom Fachmann – Kognitions- und Neuroforscher Geoff Bird: sich bewusst anders verhalten als das Gegenüber, beispielsweise, das rechte über das linke Bein schlagen, wenn der andere umgekehrt verfährt.

So würde das Hirn in den Modus versetzt, Unterschiede zu erkennen und auf dieser Basis auch Verbindungen zu Menschen knüpfen zu können, die wir nicht als ähnlich empfinden.

Eine weitere Brücke, die Wünsche, Bedürfnisse, Gedanken anderer zu lesen, ist die Fähigkeit zum Mentalisieren, die uns bereits in die Wiege gelegt wird, sich allerdings nicht gleichermaßen bei allen Menschen manifestiert.

Sozial talentierte Mitarbeiter sind meist überzeugend, inspirierend und motivierend. Aufgrund ihrer Offenheit profitieren sie von kollegialer  Unterstützung und der Förderung durch Mentoren.

Ist die Fähigkeit zum Mentalisieren gering ausgeprägt, rät der Fachmann zu formaleren Lerntechniken. Voraussetzung für die Führungskräfte ist, ihre Mitarbeiter entsprechend charakterisieren zu können.

Erhalten bleibt eine alte pädagogische Erkenntnis: Wir lernen am besten von Vorbildern. Unsere Verbündeten sind dabei die Spiegelneuronen, die das Gehirn befähigen, die Taten, Emotionen, Körpersprache eines anderen zu imitieren.

Für den Lernerfolg ist reine Beobachtung allerdings nur die halbe Miete. Entscheidend für die Behaltensleistung ist, das neu Erlernte auch in Taten umzusetzen, den Transfer z.B. vom Schulungsrahmen in einen anderen Kontext zu leisten.

Denn fürs Gehirn bedeutet es eine große Herausforderung, Dinge, die wir in einem bestimmten Kontext gelernt haben, auch auf einen anderen Kontext zu übertragen.

Bleibt dieser Brückenschlag aus, fällt das Gelernte dem Vergessen anheim. Laut Bird sei es schon hilfreich, die Locations und Zeiten für Schulungen bzw. Coachings zu variieren.

Last not least – was ist die Quelle für Kreativität und Lichtblicke? Nicht unsere rationale Fakultät. Ihr Talent ist analytisches und konvergentes Denken.

Kreativität entspringt der Fähigkeit, Aspekte zu sammeln und zu verbinden – die Domäne unserer Intuition. Sie verarbeitet und bewertet relevante Daten, ohne dass wir sie bewusst reflektieren. In rauen Mengen und blitzschnell.

Das erfolgreiche Ende dieses intuitiven Prozesses signalisiert häufig ein Geistesblitz, eine tolle neue Idee.

Entsprechend rät Jeffrey, sich kontinuierlich relevantes Wissen anzueignen und neue Erkenntnisse aufzunehmen – auf diesem Weg könne man immer einen Schritt voraus bleiben, auch ohne einen eigenen Hirnscanner installieren zu müssen.

Weiterführende Infos

http://www.cipd.co.uk/pm/peoplemanagement/b/weblog/archive/2013/10/24/five-neuroscience-concepts-you-need-to-understand.aspx?utm_medium=referral&utm_source=t.co