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Der Haptik-Effekt-Blog
von Touchmore

Multisensorische Chiffren: Das Garantieversprechen des Geldes

Sinnlich gemünztes Vertrauen – Geld. (Bild: stapag)

Geld macht sinnlich. Geld stinkt nicht. Wie anders lässt sich die Existenz eines Parfums erklären, das auf den Namen “Money”. getauft wurde und nach frischen Dollarnoten riechen soll?

Geld ist pure Psychologie. Wir messen ihm einen verabredeten Wert zu, und das war’s auch schon. Solange sich die Majorität der Wirtschaftsteilnehmer an die Verabredungen hält, bleibt der Ball in der Luft. Geldscheine, Münzen, Krededitkarten, Summen – und Saldenspiele beim Online-Banking oder auf unseren Kontoauszügen. – alles Psychologie.

Oder natürlich auch Sicherheit: “Moderne Banknoten wie der Euro oder der Schweizer Franken verfügen über optische,haptische und auch akustische Sicherheitsmerkmale”.

Doch wie fühlt es sich an, wenn Sie Kontoauszüge durchblättern? Keinesfalls sinnfrei, aber ohne einen Hauch von Sinnlichkeit. “Geld und Gehirn – eine irrationale Liaison”, weiß schließlich auch das  Neuromarketing.

Wehe aber, wenn der Glauben nachlässt. Die Zeiten, in denen wir Geldmengen erlebten, die an den Bestand des verfügbaren Goldbestandes der jeweiligen Währungshüter gebunden waren, kennen viele von uns nicht mehr.

Und da war es – das Zauberwort Gold. Gold glänzt, Gold klingt, Gold fühlt sich an, Gold ist fast so etwas wie ein Bestandteil des kollektiven Unbewussten. Zu diesem Edelmetall haben wir sofort einen multisensorisch inspirierten Zugang. Ein geradezu sinnlich gemünztes Ur-Vertrauen.

Der Geldumgang via Scheckkarte ist im Durchschnitt viel großzügiger ausgelegt als die Handhabung von Bargeld, dessen sinnliche Qualitäten wir viel deutlicher spüren.

Da liegt die Frage nahe, ob nicht auch unser profanes Zahlungsmittel Geld – jedenfalls dort, wo es noch anfassbar ist - so etwas wie einer Ästhetik unterliegt. Eine Ästhetik des Geldes als Teil des kulturellen Überbaus unserer Gesellschaft.

Und siehe da – es gibt sie. Jedenfalls wenn man den Ausführungen von Gottfried Gabriel folgt. Gabriel kann für sich in Anspruch nehmen, als Pionier die historische Entwicklung von Symbolik und Material des Geldes und seine Sinnlichkeit erforscht zu haben.


“Haptik, Sound und Design müssen stimmen”

Hierzulande war er der Erste, der Sinnlichkeit und historische Entwicklung von Symbolik und Material des Geldes erforschte. “Stimmen Haptik, Sound und Design, lässt sich die Akzeptanz der Währung erhöhen”, so der ehemalige Professor für Philosophie und Logik aus Jena.

Um den psychologischen Wirkungsgrad von Schrift, Bild, Material, Haptik und Klang weiß auch die deutsche Bundesbank.

Geldangelegenheiten beginnen also wortwörtlich - noch vor jeder Psychologie - bei dem sensiblen Händchen des Gelddesigners.

Wichtigstes Vertrauen-konstituierendes Merkmal ist die Kontinuität. So verkörpern Ähre und Eiche einen klassischen Symbolikbezug auf den Münzen von der Weimarer über die NS-Zeit bis zur Koexistenz der beiden deutschen Staaten BRD und DDR.

Die Frau, die als Reliefgestalt auf dem 50-Pfennig-Stück eine Eiche pflanzte, signalisierte fühlbares Vertrauen. Und auch der helle Klang der Silbermünzen, wenn sie auf den Boden fielen, signalsierte Vertrauen: Klang ist ein Effekt der Härte. Und damit gleichzeitig eine haptische Chiffre.

Wie anders dagegen das „Sounddesign“ der als „Aluchips“ von seinen eigenen Bürgern geringgeschätzten DDR-Münzen. Gottfried Gabriel erfuhr in Gesprächen mit Bürgern der damals noch neuen Bundesländern, dass sie die Aluchips „als eine Beleidigung für Hör- und Tastsinn empfanden. Nicht nur das. Die Minderwertigkeit des Materials galt ihnen als Sinnbild für den gesamten Staat.“