Noch bevor der Homo Sapiens zum sprachlichen Ausdruck fand, dienten Mimik und Gestik kommunikativen Zwecken. Ein Prozess, der sich in der individuellen Entwicklung vom Baby zum Kleinkind wiederholt: Mit Augenrollen, Fingerübungen und Lippenblubbern, vom wütend verzogenen Gesicht mit anschließender Schreiattacke bis zum ersten erwiderten Lächeln wird die Basis für sozialen Austausch gelegt.
Wie bereits diverse Studien zeigen, sind der mimische Ausdruck von Grundemotionen und seine Decodierung, wie z.B. ein glücklicher oder ein verärgerter Gesichtsausdruck, ein Kulturen-übergreifendes Phänomen.
Denn die Codes, um grundlegende Emotionen via Mimik zu erkennen, sind archaisch und unbewusst tief in uns verankert. Das gilt ebenso für das Basisrepertoire von Gesten.
Beispielsweise signalisiert eine nach oben geöffnete Hand, die sich dem Gegenüber entgegenstreckt, friedliche Gesinnung und die Bereitschaft, etwas zu geben. Ihr Antipode ist die geschlossene Hand bzw. Faust.
Die Sprache der Hände wird uns in die Wiege gelegt und erfüllt ein Leben lang ein Bündel von Aufgaben: Sie leistet u.a. Verständnishilfe, akzentuiert oder konterkariert, transportiert geheime Botschaften oder setzt einen markanten Schlusspunkt, z.B. indem man mit der Faust auf den Tisch haut.
Bei einer Studie der Neurowissenschaftler Carmelo M. Vicario und Anica Newman von der University of Queensland, Brisbane, Australien, wurde die Verbindung zwischen mimischen und gestischen Codes untersucht.
Dabei bauten die Forscher auf vorhergehenden Studien auf, die unterstreichen, dass uns Mimik nicht nur als Spiegelbild der Emotionen gilt, sondern auch, dass wir uns von Grundemotionen wie Freude und Ärger – gezeichnet ins Gesicht des Gegenübers – intuitiv anstecken lassen. Die Spiegelneuronen lassen grüßen!
In der Undercover-Studie wurden den Probanden via PC-Bildschirm im Millisekunden-Wechsel zuerst Gesichtsausdrücke gezeigt: Lächeln für eine pro-soziale Stimmung, ein wütendes Gesicht für anti-soziale Haltung sowie neutrale Mimik als Kontrollstimulus. Im direkten Anschluss wurden Gesten eingeblendet: eine geöffnete, eine zusammengeballte sowie eine halb offene Hand als neutraler Wahrnehmungsreiz.
Das Ergebnis: Der mimische Stimulus beeinflusste immer das Erkennen der Handgesten. Dabei war die unbewusste Imitation der Mimik bei der pro-sozialen Stimmungslage stärker als bei ihrem Gegenteil.
Aus Forschersicht auch ein Beleg dafür, dass die Beziehung zwischen Mimik und sozialer Haltung wechselseitig ist und sich je nach Ausrichtung direkt und unbewusst in der Tendenz zur Imitation von Verhalten auswirkt.
Denken Sie an den Alltag: Wer der Welt mit einem Lächeln begegnet, zaubert auch ein Lächeln ins Gesicht des Gegenübers – meistens. Auch Ärger kann übergreifen, aber glücklicherweise weniger.
Außerdem stellten die Forscher fest, dass Probanden, die auf „glücklich“ geprimed waren, nur mit Verzögerung die gegenteilige Geste der geschlossenen Hand decodieren konnten, ebenso wie die auf „ärgerlich“ gepolten Teilnehmer länger brauchten, um den entgegengesetzten Code der geöffneten oder der neutralen Handgeste als nicht passend zum vorhergehenden Stimulus zu werten.
Für Vicario und Newman offenbart die Studie eine besondere Beziehung zwischen Emotionen und Gesten – das Verbindungsglied zwischen beiden scheint die soziale Haltung zu repräsentieren.
Zugleich ein weiterer Beweis für die Kernidee der Embodiment-Forschung: Alle kognitiven Repräsentationen und Prozesse basieren auf ihrem physischen Kontext. Mit Blick auf Mimik und Gestik: Jeder Gesichtsausdruck, jede Hand- und auch Körperbewegung kommuniziert und wirkt sich sowohl auf den Sender als auch den Empfänger aus.
Vor diesem Hintergrund macht es auch in Verkaufsgesprächen einen immensen Unterschied, mit welchem Minenspiel und welchen Gesten Sie dem potentiellen Kunden begegnen.
Um Aufmerksamkeit, Vertrauen und Verständnis zu fördern, empfehlen sich natürlich Gesten und Bewegungen, die kongruent positive Emotionen auslösen und so die Basis für einen erfolgreichen Dialog legen.
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