Pädagogen und Psychologen, aber auch Werber und Marketer ist das so genannte Kindchenschema bestens geläufig. An ihm vorbei kommt ohnehin niemand von uns. Nur den wenigsten ist dies aber bewusst.
Das Kindchenschema - ein cleverer Trick der Natur, der dem Nachwuchs die Aufmerksamkeit seiner Eltern garantiert - im Tierreich, aber natürlich und ganz besonders auch bei uns Menschen.
Das Kindchenschema
Alle lieben Babies. Kulleraugen, Pausbäckchen, kleines Stupsnäschen: Drei von sehr viel mehr signifikanten Körpermerkmalen, deren Anblick in uns den Schutz- und Streichelreflex auslösen.
Erstmals beschrieben und zusammengetragen wurden diese Schlüsselreize von Konrad Lorenz in den 1940er Jahren. Beschützerinstinkt nennt das die Wissenschaft beim Menschen, Brutpflegeverhalten bei der Fauna. Ein verführerisches Wissen für die Werbung und Unterhaltungsindustrie.
Einer der ganz frühen Adoptoren des Kindchenschemas war Walt Disney, in dem viele einen äußerst fähigen Wegbereiter des Neuromarketings sehen, wie ich es in meinem Blog “Disney, der Neuromarketer, kennt Dein Hirn” schon einmal aufgegriffen habe.
Versteckte, subliminale Botschaften
Disney etablierte das Kindchenschema in seinen Zeichentrickfilmen, ja er gründete geradezu sein Cartoonimperium darauf (dass seine versteckten, subliminalen Botschaften beileibe nicht nur anerkennend, sondern durchaus auch kritisch gesehen werden, sei an dieser Stelle nicht verschwiegen).
Von da war es nur noch ein kurzer Schritt in die Spielzeug, Produkt- und Verpackungswelten des konsumierenden Homo sapiens. Dieser sucht imer auch unbewusst nach Gesichtern, versteckten, Schutzrefelex-auslösende nach dem Kindchenschema (gern zitiertes Beispiel: die Frontpartie des Mini Cooper) oder lächelnde, freundliche, wie sie uns beispielsweise im TUI-Logo begegnen.
10 Uhr 10 und das Kindchenschema
Wie weit die subliminale Wahrnehmung von Gesichtern in Produkten gehen kann und vom Marketing auch Konsum-steuernd lanciert wird, hat Britta Lützenkirchen in diesem Zusammenhang in ihrer aktuellen Publikation “Why Is 10 Past 10 the Default Setting for Clocks and Watches in Advertisements? A Psychological Experiment” untersucht. Veröffentlicht wurde diese in „Frontiers of Psychology“, einer international renommierten Fachzeitschrift für Psychologie.
Lützenkirchen ist Absolventin der SRH Fernhochschule – The Mobile University und hat die unbewusste Wahrnehmung von Gesichtern in Produkten und Werbung erforscht. In ihrer Schrift setzt sie sich auch mit dem Phänomen der angezeigten Uhrzeit in - analogen -Uhrenwerbungen auseinander - verblüffend häufig ist es dort 10 nach 10 Uhr. So weit, so bekannt oder zumindest im Zeitalter von Smileys und Emojis auch vermutet.
Lützenkirchen hat nunmehr diese These durch Experimente untermauert: Die Uhrzeit 10 nach 10 Uhr wird von dem Betrachter subliminal wie ein lächelndes Gesicht wahrgenommen und erzeugt einen Effekt wie das Kindchenschema. Übrigens bei Frauen stärker als bei Männern, was nicht weiter erstaunt.
Schließlich wissen wir bereits aus früheren neurowissenschaftlichen Studien, dass Gesichter von Frauen schneller als von Männern erkannt werden und Frauen darüber hinaus auch Empathie-affiner reagieren. Das Phänomen wiederholt sich auch bei der Uhrzeit: 10 nach 10 Uhr hinterlässt bei den Damen deutlich emotionalere Spuren als bei den Herren.
Studie wie Ergebnisse haben ein einjährige Prüfung durchlaufen - unter anderem auch durch den Gastrophysiker und Neuromarketer Prof. Charles Spence, was einem Ritterschlag im Sujet des multisensorischen Marketings gleichkommt.
Apple: kurz vor 10
Notgedrungen verliert sich die 10 Uhr 10-Magie in digitalen Gefilden. Immerhin hat sich aber auch Apple eine Affinität zur Uhrzeit-Choreographie seiner Produkte bewahrt: 09.41 Uhr zeigen die Produktfotos, was seinen tieferen Grund in den durchgetakteten Pressekonferenzen des Apfelkonzerns.
Traditioneller Start der Events ist stets 09.00 Uhr. In der Dramaturgie des ersten iPhones von 2007 startete um 09.41 Uhr das erste Video. Inzwischen gibt es auch Variationen, denen aber immer eines gemein ist: kurz vor 10.
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