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Der Haptik-Effekt-Blog
von Touchmore

Haben wir unser Leben noch in der Hand? Der 24/7 Dauerdruck

Warum Menschen Slow Media lieben – Teil 1

Haben wir unser Leben noch in der Hand? ©stapag

Das Tempo technischer Prozesse hat die Geschwindigkeit der menschlichen Hand längst weit überflügelt. Und nicht nur das. So blitzschnell das implizite System des Gehirns arbeitet, unsere bewussten Kapazitäten sind begrenzt. 

Während wir unbewusst rund 11 Millionen Bit Sinnesimpressionen pro Sekunde verdauen können, werden gerade einmal 40 Bit, gefiltert nach persönlicher Relevanz, an die reflexionsbegabte Zentrale im Stirnhirn weitergeleitet – der gigantische Rest bleibt unbewusst.

Mit der Expansion der digitalen Welt erreicht auch die Beschleunigung der Informationsprozesse neue Rekorde – kein Ende in Sicht ... Mittendrin die menschlichen Empfangsstationen, umringt von High-Tech-Instrumenten, die für sie bis auf die Bedienfunktionen Bücher mit sieben Siegeln sind.

Haben wir unser Leben noch in der Hand? 

„24/7 on“ – die neue Formel für ständige Erreichbarkeit wurde insbesondere von der jungen Generation der Digital Natives noch um die synchrone Nutzung verschiedener Infotools ergänzt: rechterhand ein Smart Phone, links ein Tablet, im Hintergrund läuft Musik und immer seltener flimmert der Bildschirm des Fernsehens.

Zwar wird immer wieder behauptet, die Digital Natives könnten aufgrund der frühen Nutzung von Videospielen, PC, Handy usw. mehr Informationen in höherer Geschwindigkeit verarbeiten, doch der Quantensprung im Gehirn lässt sich wissenschaftlich nicht belegen.

Zum einen werden die Hirnforscher nicht müde darauf hinzuweisen, dass die digitale Information im Gegensatz zum Lernen mit allen Sinnen selten Tiefenwirkung entfaltet, sondern vorrangig Oberflächensurfen bedeutet. Zum anderen ist dem Menschen Multitasking nach wie vor nicht in die Wiege gelegt.

Im Gegenteil. „Die Gehirnressourcen werden vom Informationsmüll aufgefressen“, wie es der deutsche Hirnforscher Martin Korte in einem Beitrag von DiePresse.com formuliert.

Als negative Folgen nennt er u.a. erhöhte Fehlerquoten, Konzentrationsschwäche sowie die Entwicklung eines Suchtverhaltens, die um sofortige Bedürfnisbefriedigung zirkuliert. Um sich nach einer Unterbrechung wieder in eine Thematik einzuarbeiten, sind laut Korte ganze 15 Minuten nötig.

Stress als Leistungskiller

Wie sich Multitasking auf die Gehirnaktivitäten auswirkt, wurde u.a. an der US-Universität Utah erforscht. Beispielsweise wurden die Probanden in einen Fahrsimulator gesetzt und gebeten beim Steuern zu telefonieren, später stand eine zusätzliche SMS auf dem Testprogramm.

Das Fazit: Die Leistungsfähigkeit schrumpfte durchschnittlich auf 60 Prozent, die registrierte Fehlerquote findet man sonst bei aus dem Verkehr gezogenen Fahrern, deren Promillepegel bei 0,8 liegt. Gesteigert wurden vor allem die Stresswerte.

Auch ein Test an der Harvard Universität mit (hoch)begabten Studenten untermauert, dass Multitasking sowohl die Konzentrations- als auch Leistungsfähigkeit stark einschränkt. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass die Gedächtnisleistung der Probanden bei diversen Multitasking-Aufgaben zeitweise auf das Niveau achtjähriger Kinder sank.

Der Mythos vom Multitasking

Das hausgemachte Problem „immer mehr immer schneller“ – am besten alles zu gleicher Zeit – zählt auch zu den Hauptauslösern für die florierenden Stress-Symptome – Endstation Burn-out. Wie die Techniker-Krankenkasse in Kooperation mit dem F.A.Z.-Institut herausfand, bewerten acht von zehn Deutschen ihr Leben als stressig, jeder Fünfte kämpft bereits mit stressbedingten Gesundheitsproblemen.

Die Liste der physischen und psychischen Folgen von Dauerdruck ist lang. Einige der Hauptsymptome: geschwächtes Immunsystem, Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Gefährdung für bösartige Krankheiten, Verringerung des Muskel-/Erhöhung des Fettanteils, Migräne, Depressionen, Tinnitus, nachlassende Denkleistung, Schlaf- und Libidostörungen ...

Diese Negativfaktoren beeinflussen auch die Unternehmensbilanzen. Denn Stress erhöht nicht nur die Fehlerquote und mindert die Kreativität, sondern er führt auch zu Dienst nach Vorschrift, verstärkter Fluktuation, höherem Krankenstand und verringerter Empathie, ob gegenüber den Kollegen oder den Kunden, letztlich leidet ebenso das Gefühl fürs eigene Wohlbefinden.

Laut den Marktforschern von Gallup verliert die deutsche Volkswirtschaft aufgrund unmotivierter Mitarbeiter jährlich 112 bis 138 Milliarden Euro. Höchste Zeit also für ein Gegensteuern! Und das ist tatsächlich schon des längeren in Sicht und bei uns unter der Lupe in der kommenden Woche: „Haptische Medien, horizontales Erzählen: Entschleunigung als Überlebensstrategie. Warum Menschen Slow Media lieben – Teil 2.“

 

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